Montag, 30. Mai 2011
Volles Programm
Es ist Samstag. Der Abend ist halbwegs verplant. Die süße Maria wird 23 und darum ist „Reinfeiern für Arme“ im Volkspark. Ich war da noch nie und sehe, dass der von mir easy in einer virtel Stunde zu Fuß zu erreichen ist. Hank hatte mir noch irgendwas von nem Maskenball in der UDK erzählt, egal erstmal meinen neuen Szenelook aufgesetzt und losgesteppt. Halb zehn, im Supermarkt hat nur eine Kasse geöffnet, und die ewige Schlange lässt mich nach ein paar Minuten Wartens die Flaschen fluchend ins Süßigkeitenfach stellen und aus dem Laden stürmen. Die haben eh genug Bier, sag ich mir, aber mein Gewissen macht mich noch so fertig, dass ich, nachdem ich ein Desperados von der Tanke getrunken habe, dann noch extra für Cash zur Bank gehe und ein viel zu teures Sixpack Becks bei sonem Dönerladen vorm Park kaufe. Zwei prollig wirkende Rentner auf den Stühlen vorm Dönerladen erklären mir biertrinkend und polnische Zigaretten rauchend den Weg zu den Vollyballplätzen auf der anderen Seite des Volkparks. Bedankend ziehe ich los, frage unterwegs noch ungefähr zehn andere nach den Vollyballplätzen und halb elf erreiche ich dann doch noch die Meute. Die Wiese ist extrem überfüllt. Gegrillt, gesoffen, gekifft, alles. Kaum komme ich an hält Hank mir einen Joint hin. „Krasse Verkleidung!“ begrüße ich ihn. Er trägt einen Sergent Peper Anzug, einen Zylinder und auf diesem eine Schweißerbrille. „Ja man, später noch Zinnober Party in der UDK. Biste dabei?“ Ich nicke und gebe ihm den Joint wieder. Nachdem ich mir eins von meinen Becksen geholt habe ist erstmal Begrüßungsrunde. OK alle da, ich geh rüber dancen. Kumpels von Maria legen mit relativ guten Boxen Hardcore Techno auf. Ist eigentlicht nicht so meins, aber nach dem dritten Bier und dem zweiten Joint geht das klar. Außerdem kommt später noch Hannes und legt geiles Zeug auf. Da begrüßt mich Maria mit ihrem wahnsinnsinigen Honiglächeln. Ihr Freund sitzt da vorne und „flirtet mit den Mädchen“ sagt sie schmuzelnd. Ich grinse zurück und sage „dann solltest du das auch tun.“ Da wird sie aber schon weitergezogen. Ich gehe wieder tanzen und lerne neue Leute kennen. Krass besoffenes Mädchen torkelt da vorne. Sieht nicht schlecht aus, aber ab einem bestimmten Pegel sagt mein Stolz „nein“, glaube ich. Ein Mongole namens Manday macht ein Tanzduell mit mir, als kurz so 70th trash gespielt wird. Der Typ geht ziemlich ab und ich hab irgenwann keinen Bock mehr. Mehr saufen. Manday, Hank und ich dancen wieder und auf einmal kommt Schnulzkram. Bubke und Kitty tanzen Arm in Arm. Ich erkenne sie nicht. Wir drei umarmen sie auch und ich frag Bubke, während die beiden Mädchen nach Freiheit ringen „Wer bist du denn?“, bekomme einen bösen Blick und ein scharfes „Du kennst mich, Tony.“ Auf den Schock entschuldige ich mich lachend und geh das letzte Becks trinken. Ich zeige auf das besoffende Mädchen und sage zu Janine „Die holt sich heute noch jemand. Leichter Fang.“ „Na dann los.“ lacht sie und ich schüttel den Kopf „Nee echt nicht. Zu zu.“ „Ach wetten das stimmt überhaupt nicht?“ Was meint sie wohl, frage ich mich, wette aber mit.
Es ist kurz vor Zwölf. Das besoffende Mädchen torkelt mich an und wir beginnen uns wild zu küssen. Naja Wette ist Wette. Außerdem bin ich schon ein bisschen aufgegeilt. Wir beginnen uns anzufassen und ich frage, ob sie mit zu mir will „Nur zehn Minuten von hier.“ Sie will nicht, ich soll mit zu ihr. Sie wohnt irgendwie Hellersdorf, oder so. Nee man, echt kein Nerv. „Wir können auch einfach hierbleiben“ sage ich. Sie lacht „Hier? Hast du ein Kondon?“ Klar hab ich eins, kaum hab ich es ihr gezeigt, zerrt sie mich mit sich. Von Hinten kommt ein Typ, den ich nicht kenne und ruft: „Ey wartet mal! Wie heißt sie?“ „Vivien“ erinnere ich mich, sie weiß auch noch meinen Namen und nachdem sie ihn überzeugt hat, dass alles ok ist, sagt er „Das dein Leben.“ und zieht ab. Sie geht nochmal an einen Busch und pinkelt, hat nichts zum Abputzen. Den ersten Moment des Ekels verdränge ich und ficke sie in anderen Büschen. (Dieses Wort versuche ich stets zu meiden, aber für diese Situation wäre jede andere Bezeichnung zu positiv.) Ein Typ kommt, pinkelt fünf Meter neben uns und sagt „Wälzt euch nicht zu sehr in der Pisse.“ Ich muss extremst lachen, sie hat es gar nicht mitgekriegt. Nachdem wir beide gekommen sind kommt irgendein Junge von der Seite und ruft als er uns sieht halb geschockt „Wie krass!“ Mir egal, ich zieh die Hose hoch helfe ihr auf, torkle mit ihr zurück zur Party und versuche sie so schnell wie möglich loszuwerden. Voll assi, eigentlich ist das überhaupt nicht mein Stil und ich schäme mich ein bisschen für mein Verhalten. Egal, gut dass die keiner von meinen Freunden kennt. Ich merke mir ihren Namen und verspreche, sie auf Facebook zu suchen.
Fünf nach Zwölf. Hab Marias Moment verpasst. Egal, sie freut sich trotzdem, besonders als ich erzähle, dass ich ihr ein Geschenk aus Peking mitgebracht habe. „Das geb ich dir aber erst, wenn wir uns mal so treffen, sonst verlierst du es noch.“ sage ich. Hannes ist da und legt geilen Elektro-Swing auf. „Ey lass mal gleich losgehen.“ lallt Hank „Allzeit bereit.“, „Markus baut gerade, danach los“ fügt er hinzu. „Aber lass erstnoch zu mir gehen. Verkleidung und so. Außerdem hab ich noch deinen Mantel.“ „Geht klar“ Ich renne mit dem Joint kurz zu Hannes, damit er mitraucht.
Danach ziehen Hank und ich los, irren wieder ein bisschen rum und sind dann bei mir.
Er zieht seinen Mantel an und ich Zirkusdirektoranzug. Ich tu mir noch etwas Wachs in die Haare, eine von seinen venizianischen Masken aufgesetzt und los.

S-Bahn kommt ewig nicht. Egal. Besoffen und verkleidet sitzen wir auf der Bank und schimpfen über die BVG. Alle gucken uns an, wie Freaks. So um zwei sind wir an der UDK. Bindy und ihr Freund sind auch da. Geil. Erstmal Leitungswasser auf dem Klo dann Rumcola klarmachen. Die krasstesten Kostüme laufen hier rum. So ziemlich alles: Mülltonne, Satzzeichen, halbnackter Römer, ganz nackter Freak, Dominas, Napolon um nur einige zu nennen. Kaum bin ich auf der Tanzfläche spreche ich ein Mädchen an. Mit Maske sieht sie ziemlich nice aus. Sie gibt mir ihren Facebooknamen und ich geh zu meinen Leuten zurück. Da sehe ich ein wahnsig schönes Mädchen, welche als Mann verkleidet auf den Floor kommt. Sie lächelt mich an, ich lächele zurück und berühre ihre Nase. Wir ziehen auf den nächsten Floor. Fetterer Elektro. Ich tanze ziemlich extrem und geh mir dann ein Club Mate holen, um wieder etwas klarzukommen. Wir stehen in der Mitte des Hauptraums, da ist wieder das tolle Mädchen und macht verlegen lächelnd einen Knix. Bevor ich mir überlegen kann, ob ich sie ansprechen soll, wird sie weitergezogen. Hank, Bindy, Schön und ich ziehen in den Garten um und trinken Hanks Whyskyflasche auf und ich beschließe dieses tolle Mädchen unbedingt kennenzulernen. Wahrscheinlich ist es so kurz nach vier... ich frage seit einer Woche wieder jemanden nach einer Zigarette, bekomme keine und bin noch zufriedener. Ach was ein geiler Abend, denke ich mir und bestimme wieder reinzugehen.
Kaum bin ich im UDK Gebäude, seh ich das tolle Mädchen mit dem provisorisch aufgemalten Schnurrbart, der Melone auf dem Kopf, den kurzen Haaren, dem Anzug und dem aufgelegtem Maskara.
Ich lasse meine Freunde weiterziehen und halte sie fest: „Wie heißt du? Ich muss dich unbedingt kennenlernen!“ Sie lacht und sagt mit süßem österreichischem Akzent „Stehst etwa auf Männer?“ Wir reden etwas und ich erzähle ihr (was ungewöhnlich für mich ist, wenn ich Clubbekanntschaften mache) die volle Wahrheit. Sie heißt Tanja und ist glaub ich 22. Sie will mir ihre Nummer erst nicht geben, weil sie sagt, man erspare sich vieles, wenn man sich nicht wiedersieht. „Schade, dass du so denkst.“ sage ich, wissend, dass sich das doch ändern lässt. Dann gibt sie mir tatsächlich ihre Nummer und ich bringe sie zur U Bahn Zoologischer Garten. Ein wahnsinnig interessantes Mädchen. An der U-Bahn reden wir noch bis meine Leute kommen, verabschieden uns und wir trudeln zu Maces. Schön hat einen Gutschein für 40 Chickennuggets. Ich werde allgemein, als der „Stecher“ erklärt und fahre so um halb sieben schon wieder fast nüchtern aber glücklich nach Hause.