Wie im Dschungel
Es sind schon Jahre vergangen, dass ich diesen Arzt besucht habe. Man könnte ihn im Grunde eine Kindheitserinnerung nennen. Aber doch, cooler Typ.

Die Worte Nerv und Stress spielen in meinem Leben, seit diesem Jahr eine größere Rolle. Ja ich benutze sie auch öfter. Das Wirtschaftsbootcamp raubt mir die Möglichkeit und wahrscheinlich auch die Fähigkeit mein Leben und mein Glück in vollen Zügen zu genießen. Gestresst und genervt hocke ich in meiner Wohnung, mit der ich durch allgemein wachsende Unzufriedenheit auch nicht mehr so glücklich bin, und gucke mir meine beschissene Raufasertapete an, um bewusst nichts zu tun. Denn alles was ich für "es" tue, frustriert mich. Mir fehlt Gelassenheit und auch Konzentation.
Mein Deutschlehrer, ein intellektueller Germanist mit einem für mich etwas zu krassen Hang an Katholizismus, ist der einzige der aus der verschleimten Anzugwelt heraussticht. Er versteht mich.
In dieser Welt bin ich ein Außenseiter und quäle mich. Alle wissen es, alle gucken zu.
Das einzige, erzähle ich dem Arzt mit einem leisen Lächeln, was mir vielleicht gut tut, ist das meine Tolleranz "bzgl." rechter Ärsche gestärkt wird. Gezwungender Maßen.
Ich bin zu ihm gekommen, weil ich nicht mehr kann. Jedenfalls nicht mehr richtig. Das mit noch nicht mal 19. Homäopathen können da vielleicht helfen.
"Wie im Dschungel", sagt er, wenn ich ihn frage, wie ich früher war. In meiner ganz eigenen Welt habe ich gelebt und habe meinen Platz gesucht. Aha, hat ich also nicht so viel getan bei mir in den letzten zehn Jahren.

Sobald ich nicht mehr gut drauf bin, fangen meine Sätze an, kein Ende mehr zu nehmen und keinen Anfang mehr zu haben. Der Pepp geht verloren und Spaß und Flow ziehen sich zu einem leicht verzwifelten Selbstmitleidsgesülze zusammen. Ich kanns nicht ändern. Alles war mal besser... aber auch mal schlechter...
Ich durchstreiche zeittötend fremde Blogs und lese viel Leid und Schmerz. Es wiederholt sich alles. Alles.
Oft ist es mir zu verdrogt. Zu abgefuckt.
Ach ich freu mich auf die Fusion!