Der gute Kult
Es ist irgendwie schade, dass kiffen, ab einem bestimmten Alter den guten Kultstatus verliert. Früher zelebrierten wir das Kiffen noch. Der Akt war krasser für uns. Wir kauften Gras setzten uns auf eine Wiese oder in einen Keller, hörten wahlweise Techno oder Hippiezeug und ließen uns völlig auf das kommende Abenteuer ein. Nach mehreren Versuchen einen Joint zu bauen, hatten wir dann einen und betrachteten ihn stolz bevor wir uns hustend in diese interessantere Welt schickten. Lachend, sehend, fühlend.
Wir kifften, um zu kiffen und nicht um zu feiern. Es war eine ganz eigene Beschäftigung und wir konzentrierten uns nur auf uns und die Wirkung. Wir lachten, redeten Scheiße, tanzten zu leiser Musik in der Gegend rum, fielen hin, spielten irgendwelche komischen Spiele. Eine schöne Zeit war das.

Heute ist kiffen wie saufen. Irgendjemand hat es, man raucht es, man feiert. Dazu mischen sich dann MDMA, Speed oder Mephedron. Es verliert diese ruhige Basis. Das Einsichgebene gibt es nicht mehr und es wird auch nicht mehr gesucht.
Nicht von Gras jedenfalls.

Eine Ausnahme bildet hier nur mein Urkumpel Hannes.
Letzes Jahr hat er angebaut. Durbon Poison.
Ich schenkte ihm eine Bong und es ging los. Wir kifften wieder alleine in seinem Keller. Viel und gut. Das Kiffen nahm krassere teilweise halluzigene Ausmaße an. Die Gespräche blieben aus, die Musik kam krasser, wir tanzten, das Herz raßte und auf einmal hatten wir die krassesten Lachflashs. Extremer als jemals, fast beängstigend.

Das alles ist zu krass, um es zu oft zu machen und auch wenn mich Hannes andauernd einladen will, habe ich irgendwie eine Hemmgrenze in mir erreicht. Abgeschlossen. Ich will wieder LSD nehmen und echt möglichst viele Erfahrungen sammeln. Es gibt Drogen, vor denen ich zwar erst zurückschrecke, sie mir aber dann doch nicht entgehen lassen kann. Der gute Kult ist zuende und wurde von den großen harten Brüdern abgelöst.
Vielleicht sollte ich mal wieder zurückreisen, nur für einen Tag.