Rising
Ein Jahr ist her. Meine große Deppression und Verwirrung. Elfte Klasse tat ich nichts, im ersten Halbjahr. Niemand tat was. Das war dann der Grund, warum meine Mutter mich überredete nach England zu gehen. Auf einem Internat mein Glück zu finden und da dann auch die letzten zwei Schulahre zu verbringen.
England machte mich unglücklich. Ich wollte da nicht bleiben und meine alte Schule wollte mich nicht zurück. Ich hing in einem völlig leeren Raum und wusste nichts mit mir anzufangen.
Hier ein unveröffentlichter Text von mir aus der Zeit:
„Everything Continues, 25. Mai 2010
Ohne Sinn und Zweck plätschert mein Leben vor sich hin. Everything contiues.
Ich ziehe meine einzige Freude aus Gras und Techno. Angst vor der Zukunft und der Gegenward. Vor mir selber und allem anderen. Ich schreibe, ich mache Musik, ich schlafe. Alles für die Katz. Es bedeutet mir nichts, wie mir nichts etwas bedeutet. Froh wenn ich den Abend mit Clubs und Drogen verplant habe und ansonsten wie gelähmt. Warum mach ich das hier alles? Alles ist viel zu viel und doch ist es nichts. Meine Gedanken verlieren sich im Beat und ich bin berauscht, ich küsse fremde Mädchen und bin doch allein. Da und hier bin ich, doch ich bin es nicht.
Pubertäre Zerstörungsgedanken? Werde ich nie erwachsen? Will ich es überhaupt? Wer weiß?
Der Druck über mir wird größer und größer und alles was ich tue verschlimert es. Was mache ich falsch? Was mache ich richtig? Mache ich überhaupt irgendwas richtig?
Und dann wieder Gras und Wonne. Wenigstens für einen Moment.
Ich tanze mein Blut aus meinem Körper und schwinge in eine Richtung, die mir fremd ist. Und doch...
Wieder Verzweiflung. Ich wünsche mir, dass das Flugzeug, in dem ich sitze, abstürzt. Dann fliegt es nicht mehr, ich sitze wieder zuhause und rauche meine tausendste letzte Zigarette.
Ein auf und ab, ein kommen und gehen. Und Angst. Alles von vorne und wieder und wieder. Ich liege im Bett und hoffe, nicht mehr aufzuwachen, sterbe in meinen Träumen und liege im Schweiß.
Minimalistische Beats schlagen auf meinen Kopf und dringen in meinen Körper. Ich sehe Licht und bin wieder da. Und wieder weg.
Alles eine einzige Wiederholung. Kurze Sätze zersetzen mein Leben. Sie werden zu einem Wort, was ich nicht kenne und vielleicht nie kennenlerne.
Aua, Schmerz, meine rechte Hand wird zum Karrusel und kurz glaube ich, Epileptiker zu sein. Dann denke ich an meinen Bruder und fühle mich noch schlechter. Aua.
Alles was ich sein könnte. Halbe Sätze. Ohne Sinn. Ich schlafe und tanze.
Ein Mojito versüßt mir das Leben und ich genieße jeden Schluck. Ich lerne Fronzosen kennen. Engländer, Holländer, und Australier. Ich lache viel. Viel zu viel.
Wellen.
Da drehe ich mich im Kreis und suche mit geschlossenen Augen. Was? Das, was kommt ist ein reinster Kreis. Ich sitze auf dem Boden und alles dreht sich, wird zweidimensional und verschwindet dann vollends. Mein Kopf wird größer und größer und leerer und leerer. Meine Ansprüche sind groß und klein. Ahhhhhhhhhh.
Und ich sitze wieder. Ich ich ich. Ich denke an andere. Gebe einem Penner, der durch die U Bahn geht, zwei Euro und fühle mich trotzdem scheiße. Einer alten Dame biete ich meinen Platz an, doch ihr Lächeln kann mir nicht helfen. Austeigen, auf eine Bank setzen, Kopf in den Händen verbergen, nicht weinen. Doch. Ein bisschen. Zuhausezuhausezuhausezuhausezuhause...
Durch die Straßen rennen und letztes Geld für einen Döner ausgeben. Dann wieder im eigenen Zimmer. Mit voller Wucht renne ich mit dem Kopf gegen die Wand, um danach winselnd auf dem Boden zu liegen. Hoffentlich habe ich damit die Nachbarn nicht geweckt.
Es hat keinen Sinn.
Die Tage zerreißen mich. Zu viel Zeit und doch zu wenig. Es hilft alles nichts. Ich lasse einen Liter Wasser ohne Stopp in mich hineinfließen und wünsche mir, einer dieser Tropfen zu sein. Rede mit meiner Mutter. Meinem Vater. Meinen Freunden. Trinke Bier.
Alles ist da und ich kann nicht entkommen.“
Meinen 18. Geburtstag wollte ich mit Hannes auf der Fusion verbringen. Das erste mal Drogen Festival. Geil. Viel zu teuer kauften wir kurz vorher zwei Tickets, ich verließ England frühzeitig und wir fuhren hin. Nach drei Nächten und dem krassesten Erlebnis meines Lebens verließen wir das Festival und ich feierte meinen Geburtstag doch zu Hause. Ich war angenommen an dieser privaten Wirtschaftsschule. Ich hatte das Ziel nach der Schule in New York Creative Writing zu studieren. Ich hatte wieder Halt. Mein erstes Drogenjahr begann. Außer LSD kamen noch Hawaianische Holzrose, MDMA und Speed dazu.
Heute fahre ich auf die Fusion 2011. Es werden noch mehr Leute da sein, dich kenne. Aber das ist egal. Schon jetzt spüre ich dieses unglaubliche Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Alles zwischen Liebe, Drogen und Techno.
auf die gefahr hin meine stalker kompetenzen hiermit völlig auszuschöpfen....
dieser text vom letzten jahr ist sowas von genial, abartig genial und ich sag das nicht, weil ich nett sein will/muss, sondern weil ich nur die sachen weiterlese, die mich wirklich fesseln und das war echt wahnsinn.
dann stimmt es doch, dass die zeiten, in denen man am boden ist, das beste aus einem heraus holen. scheißunfair.