Mittwoch, 31. August 2011
Huch?
Interssant, was sich, wenn so ein Blog von der Mutter entdeckt wird, für ein Gefühl in einem ausbreitet. Es hat bestimmt auch was befreiendes, zu dem ganzen Stress, den das macht. Den Sorgen, die man verbreitet hat. Aber ja. So bin ich. Mit meinem ganzen abgefuckten Dasein. Ich steh dazu.
"Die Jugend hat ein Recht auf Ungemütlichkeit" zitierte meine Tante vor kurzem einen Freund. Das Recht genieße ich in jeder Hinsicht.
Wie im Dschungel ist abgeschlossen. Erstmal. Blogger adjos. Aber irgendwie wird es schon weitergehen. Mein verdschungeltes Leben.

So long,
tonyc



Donnerstag, 25. August 2011
Becks to the Roots
Der Alltag stülpt sich mit einem sachten Seufzer langsam wieder über mein Leben. Ich habe in den letzten zwei Wochen keine fünf Zigaretten geraucht. Habe mich seit Bonn keiner Droge, außer dem Alkohol, mehr hingegeben. Sogar mit diesem war ich sehr zurückhaltend in letzter Zeit. Eine gute Verschnaufpause vor dem Sturm? Gestern gings wieder ab. Cookies Nostalgie.
Der mir am Bein hängende Schulklumpen ist im Moment noch nicht so groß und lässt sich leicht in die hintersten Fächer meines Gedächnisses schieben. Ich töte regelmäßig ein paar Hirnzellen durch zeitfressende Serien im Internet, lese Invisible und schreibe ziemlich freakigen Scheiß.
Alles wieder normal. Erstmal.



Freitag, 19. August 2011
Vacuite Prodigue
Ich steige die Treppen des U Bahnhofes hinauf. Sehr viele Leute. Vielleicht zu viele. Das lärmende Geräusch der Stimmen, der Schritte, der Autos, der einfahrenden U Bahn lassen meinen Schritt beflügeln. Das berauschende Gefühl, welches mich durchfließt, lässt mich alles umher vergessen. Die Treppe scheint endlos zu sein und die Menschen scheinen immer neu aufzutauchen. Verrückt. Dann verliere ich meinen linken Flip Flop und falle auf die Stufen. Über mir höre ich das dumpf verschleiertes Lachen einer Frau. Ich stehe langsam auf und sehe, dass ich angekommen bin. Direkt vor mir ist die Straße, auf denen Menschen gehen und Autos fahren. Hinter mir ist ein schir endlos scheinendes Loch, welches Menschen verschluckt, oder ausspuckt. Aus den Tiefen, der Dunkelheit. Die Frau steht immer noch da und lacht lautstark über mein Versagen. Ich betrachte sie interessiert. Aber ihre Kleidung kann ich nicht erkennen.
Dann greife ich meinen anderen Flip Flop und klatsch ihn ihr liebevoll an die Wange. Das muss sein, denke ich. Das ist richtig. Ihre High-Heels brechen und sie fällt nach hinten auf den Rücken. Alle anderen Menschen sind auf einmal weg. Sie liegt da bewegungslos und ich überlege angestrengt, ob ich mich deswegen schlecht fühlen sollte. Ich gucke zum Loch hinab und suche mit den Augen meinen verlorenen Flip Flop. Er ist wohl nicht mehr da. Ich seufze und mit dem folgendem Atemzug fühle ich einen ganzen Sturm in meiner Lunge. Jaah, denke ich. Gehe einige Schritte vorwärts und lasse meinen anderen Flip Flop fallen. Barfuß wandele ich weiter die Straße entlang. Doch eigentlich ist es keine Straße mehr. Oder? Der Boden ist eben. Schimmert beige. Niemand anderes ist mehr da. Ich drehe mich um. Doch. Die Frau ist noch da. Sie sitzt die Beine mit den Armen umschlungen auf dem Boden und weint. Und ist nackt. Schön, denke ich. Schön. Einige Meter vor ihr liegt mein anderer Flip Flop. Ansonsten ist alles leer. Nicht mal die Häuser stehen noch. Alles ist eine beige nicht enden wollende Welt von hellem Licht durchflutet nur mit mir stehend und staunend, der sitzenden nackten Frau, die weint und dem umgedrehten Flip Flop, der wie eine Grenze zwischen uns liegt. Ich höre ihr Weinen in Wellen. Teilweise habe ich das Gefühl, sie weint in mein Ohr. Dann ist es leise. Verstummt fast.
Es mag ein Gefühl der Hilflosigkeit sein, was mich befällt. Ich höre mein Herz schlagen. Bum-bum. Bum-bum. Dann wird die Frau unscharf. Das schlagen meines Herzens wird schneller und lauter. Ich schmecke Salz auf meinen Lippen, kann mich jedoch nicht rühren, um es zu befühlen. Eine große schwarze Raubkatze kommt von rechts auf die weinende Frau zu. Beißt ihr in die Brust und schleift sie mit sich. Der leuchtende Boden absorbiert das fließende Blut und dann ist sie vollends von der Bildfläche verschwunden. Samt Tier. Nur die Erinnerung ist noch da. Und der Flip Flop. Ich blinzle und wische mir freudig übers Gesicht. Es ist etwas nass. Der Flip Flop liegt da. Ein Halt. Eine Basis. Ein warmes Gefühl. Ganz langsam nähere ich mich ihm. Setze mich zu ihm und betrachte ihn. Auch er scheint zu schimmern. Doch als ich nach ihm greife, greife ich ins Leere. Er ist nur ein Bild. Eine Erinnerung. Das wird mir klar und ich weine bitterlich. Ich suche mit den Händen nach ihm. Taste den Boden ab. Was ist das für ein Boden? Ist es nur Licht? Befinde ich mich auf einer großen Wand aus Licht? Das Bild von dem Flip Flop verblasst. Ist dann vollends verschwunden. Ich lege mich auf den Rücken und schließe die Augen. Zeit, denke ich. Gibt es sie noch?
Ich öffne die Augen und nichts ist mehr da. Der Boden ist weg. Ich liege in der Luft unendlicher Weite. Kann mich nicht bewegen und stöhne im innern vor Glück. Sobald der Ton in mir erloschen ist, falle ich. Ein irres Gefühl. Ich falle schnell und frei. Von nirgends nach nirgends.
Das Licht scheint sich zu verdunkeln. Der Fall durch die Leere scheint endlos. Dann ein letzter Schein. Völlige Dunkelheit. Mein Flug endet abrupt.



Mittwoch, 17. August 2011
Kopfmensch
Das bin ich. In Gedanken verloren die ganze Zeit. Nichts mehr genießen können, weil ich nur noch drüber nachdenke. Nachdenke was ich falsch gemacht haben könnte. Überlege was und wie ich hätte anders machen sollen. Spekuliere über zukünftige Begenheiten mit Menschen und male mir alles schon schön aus. Kalkuliere die Zeitspannen, die mit gewissen Beschäftigungen zugebracht werden sollten. Verfluche mein scheiß Benehmen mit diesem einen Mädchen letzten Samstag. Wie hieß sie noch gleich? Egal, es geht ums Prinzip. Schlussendlich wird mir bewusst, dass dieses beschissene Nacgedenke mich extrem fertig macht und mir all den Spaß und all die Lust des Lebens raubt. Doch statt, mich mit dieser Erkenntnis zufrieden vor ein beliebiges Konsumgerät zu setzen und abzuschalten, denke ich dann darüber nach. Woran das liegt, seit wann das so ist und wie ich das ändern kann.
Ich kanns nicht. Wie auch?
Dann meditiere ich mir das Hirn aus dem Arsch, aber da ich auf diesem sitze, kriege ich auch das nicht hin. Da helfen wahrscheinlich tatsächlich nur noch Drogen.
Heute Abend wird alles vergessen. Verdrängt? Hmmm....



Freitag, 12. August 2011
Coffee and Cigarettes
Der Name ist Programm. Ich häng am Laptop von Benny in Gießen und lese die Mail einer Freundin. Coffee and Cigarettes. Während ich die 10. Gauloises quartze, tanzt er mit Tasse im Zimmer rum. Als er einen Blick auf die Mail erhascht, zeigt er mir ganz außer sich einen Clip auf Youtube, in dem Iggy Popp und Tom Waits in einem Cafe somewhere in California eine absurde, unsichere, aber verdammt coole Unterhaltung führen. Jim Jarmush, na klar, alles. "Wir müssen diesen Film jetzt gucken!" sage ich bestimmt und trinke meine Tasse aus. Das ist der perfekte Moment, Mann. Ich wollte den schon immer mal sehen und Benny hat von dem Film als ganzes noch nie gehört. Also keine Zeit wird verloren. Neue Kanne fertig gemacht, Laptop ans aufgeklappte Sofa gestellt Aschenbecher, Zigaretten, alles in Reichweite. Der Film, der schon etwas vorgeladen hatte, wird wieder mit dem Internet verbunden und play. Zwei Zigaretten, eine Tasse, verzweifeltes Gelächter, 20 Minuten und der Film hängt. Scheiße. Was jetzt? Benny lehnt sich vorne nach und ich komm nicht klar. Klappt nicht. Nach 20 Minuten allgemeiner Frustration, behinderter Poesie ("Warum nur?/Die Träne rinnt meine Wange hinab, fällt und wird zu einem Meer./Groß und stürmisch.") zu vielen Zigaretten und zu viel Kaffee, kommt Benny auf den genialen Gedanken diesen Wireless-USB-shit von Vodafone zu benutzen. Ok Internet, 24 Stunden, 4 Euro. Das muss jetzt sein. Zwischendurch rufen irgendwelche Leute an und kommen voll nicht drauf klar, in was für Delirien wir uns bereits befinden.
Es funktioniert wieder. Meine ganze Frustration ist wie weggeblasen und ich geh schon wieder ab zu diesen skurilen Gesprächen. Zwei Schwarze Jugendliche sagen sie seien Zwillinge. Endlich können wir diese Szene zu Ende sehen. Noch eine. Noch eine. Ein Mann würfelt. Zweier Pasch. Er würfelt noch mal. Sechser Pasch. Er hebt seinen Kopf. Trinkt Kaffee und - es hängt. "Das Internet Limit wurde erreicht." So ein Wichser!
Ok was jetzt? Benny bekommt den genialen Einfall zur Videothek ein paar Käffer weiter zu fahren und danach bei einem seiner Kumpel den Film auf einem großen Screen zu sehen. Ja, warum nicht? Also Kanne und Zucker auf den Schoß. 70th Shit aufgedreht und ab gehts die Autobahnen runter. Meine wievielte ist das? 20? Es ist nicht mal mittag.
Die Videothek betreten wir über den Hintereingang. Die größten Pornowände meines Lebens begrüßen mich. "Ich wusste doch, dass ihr Provinzkinder die aller Krassesten seid." lache ich. Natürlich haben sie den Film nicht. Sogar Jim Jarmush müssen diese Vorstädtler in den Computer eingeben, um zu wissen, wie man klarkommt. Schimpfend über so viele Dickheit und so geringes Filmreportoire ohne Nacktheit, verlassen wir den Laden wieder durch die Pornoabteilung. "Ja wir müssen jetzt trotzdem erstmal zu Pete... scheiße" Also zu Pete. Dicker Typ, dicker Fernsehr, dicke Mutter, 5 Konsolen. Es riecht nach Hoffnungslosigkeit. Ich muss hier weg. Soziales Elend in solchem Ausmaß ist zuviel für mich. Kein Kaffee mehr und keine Zigaretten. Als Pete davon erzählt, dass er vor einer Woche eine "Tussi" in Bayern besucht hat und dann noch lachend "Nichts festes. Nur ein bisschen chacka chacka." dazukackt, hau ich ab. Wohin? Erstmal aufs Klo. Als ich zurückkomme, dickt mich seine Mutter an. "Nicht Händewaschen, na das ham wa gerne." Alte, wasch du dir erstmal die Scheiße aus dem Leben.
Ok ich zieh Benny aus dem Loch, wir sitzen wieder mit Kanne im Auto und fahren. Ahh... aber ich spüre meinen Schwanz nicht mehr. Er fühlt sich an wie ein hängendes Stück Fleisch, was nicht zu meinem Körper gehört. Verzweifelt lehne ich mich zurück und versuche irgendwie klarzukommen.
Dann bei Lotte in der Wohnung. Wir chillen und gucken uns die Bilder aus der Bonner Club 99 WG an. Ich bin am wenigsten beeindruckt. Habe andere Probleme. Wir gucken den Film zuende, aber ich kann mich kaum noch konzentrieren. Hibbel nur rum. Andauernd schlafen Hände und Füße ein. Atemprobleme. Ich geh aufs Klo und versuch zu wichsen. No chance. Scheiße.
Natürlich panice ich voll rum und Lotte bietet mir was zu Essen an. Ich entscheide noch diese Nacht nach Berlin fahren zu müssen und mich am nächsten Tag auf Blutarmut checken zu lassen. Was für ein Scheiß.
Als wir am Bahnhof in einer Kneipe sitzen und ich nur teilnahmslos in meinen Cranburrysaft starre, stelle ich fest, dass die Idee hirnrissig ist und ich doch erst am nächsten Tag fahren sollte.
Wieder bei Benny trink ich die halbe Tasse leer und leg mich hin.
Manmanman, ich liebe diesen ganzen Abfuck. Oder nennen wir es Verwegenheit. Haha.



Die Heimkehr
Zerfressen von Nikotin und Teer,
hängt dir der Kaffee noch immer schwer im Magen.
Vergessen will man fast sagen, ist der ganze Spaß, den man hatte über Tage, über Wochen.
Die Überbleibsel von dem ganzen Fraß hängen dir noch in den Knochen und zaubern dir ein müdes Funkeln in den Kopf.

"Es war schön.", wagst du zu erinnern,
doch in der Ferne siehst du schon die Heimat schimmern.
Zuhause. Alltag. Trist.
Das sind Worte, die man doch sehr schnell vergisst,
draußen in der wilden Welt.
Schließlich aber sind sie da, nachdem dich die Droge küsst,
was dich auffängt, was dich hält.



Montag, 8. August 2011
I Am Hobo
Was ein Trip, Mann. 2 Wochen planlos bei irgendwelchen Leuten bis nach Wien. In den krassesten Hängersachen und Flip Flops, sowie meinen zwei Umhängetaschen steh ich in München auf dem Bahnhof. Habe lange nicht geschlafen, lange nicht gegessen und vor allen Dingen irgendwie kein Handy mehr, was mir wichtigstes Instrument meines spontanen Reisens war. Es ist Abend. Kein Zug fährt mehr nach Berlin. Vielleicht kann ich mich mit meinen inzwischen fünf Büchern die Nacht über im Wartezimmer rumtreiben. Erstmal Star Bucks und einen Trost-3-Euro-Cappuchino bestellen. Die zwei Mädchen an der Kasse sind ja niedlich. Sofort checken sie, dass ich schlecht drauf bin. Der Laden hier mache in zwei Stunden zu, wenn ich solange warte, nähmen sie mich mit. Haha, Geil. Also mit Kaffe und geilem Rock'n'Roll Elementarteilchen beenden. Schon harter Stoff das Buch.
Dann sitz ich mit den zwei Mädels im Wombats und trinke Bier. Sie haben sogar noch Essen dabei, was sie im Star Bucks nicht losgeworden sind. Immer neue Leute setzen sich dazu, lachen, labern und ziehen weiter. Dann nächste Kneipe. Ich bringe die Mädchen dazu, sich mit mir zu Chilenern zu setzen. Coole Leute. Auf einmal ist auch hier Sperrstunde und wir gehen tatsächlich noch in einen Club. Die Mädchen meinten erst, sie brächten mich nur irgendwohin und müssten früh schlafen gehen. Schon lustig, wie sich Winde drehen können.
Der Club ist ok für München, glaub ich. Ampere. Die eine Chilenin will mit mir was ziehen gehen. Haha. Wie immer im Club halten mich alle krass drauf. Ach was ein geiles leben. Ich geh extrem ab und turtle immer mit der anderen Chilenein rum. So um halb sieben wollen alle gehen. Entspannt.
Ich bin wieder am Bahnhof und nehme den ersten Zug nach Berlin.
Aber morgen gehts wieder los, frisch gewaschen und end mit 16 Stunden Schlaf.



Montag, 1. August 2011
Club 99
Endlich mal wieder ein bisschen Schlaf, nach meinen zwei kreativ-abgefuckten Drogennächten in Bonn. Erst Aka Aka Mainstreamscheiß auf Teilen und danach hochgepeppter Len-Faki-Hardcore im Kölner Bootshaus. Geil. Das ganze unterbrochen in Lopechs Butze mit Wein, Zigaretten und Kaffee. Eine sehr vielfältige und doch gutzueinander passende Kommune bestehend aus drei Members der Gießen Community und mir sorgte für emotionalen Wahn. Viel Gelächter, Tränen, viel verdrogter und doch verdammt geil formulierter Nonsense und vielen Omlettes. Im Grunde könnte man aus der fast völlig schlaflosen Zeit in Beethovenstraße einen richtig guten Kunstfilm machen. Die vier Wilden. Club 99.
Mister Psy, mit dem ich erst in Heidelberg eine Sauftour durch die Altstadt verbrochen hatte, auf dem mir einer der berüchtigten Heideldorfchekka, bei Erwähnung meiner Herkunft, meiner Leidenschaft und meinen Taten, ganz begeistert Goetzens "Rave" in die Hand drückte. Er lief teilweise nackt durch die Wohnung, hatte Suizidgedanken und brannte mit großem Erfolg sein verwaschenes Gefühlsleben in unsere Erinnerungen.
Lotte, die uns alle teilweise als Therapeuten missbrauchte, meinte aus gesundem Respekt nur Pepp zu nehmen, immer tanzen wollte und uns alle in den Genuss halbplatonischer weiblicher Gesellschaft brachte.
Benny, der eigentlich immer drauf war, oder zumindest so tat. Der die gute Laune verstrahlte wie ein aufgebrochener Hydrant das Wasser. Der am ältesten war. Der antrieb.
Lopech, das Monstrum, was es geschafft hat. Alles. Beängstigend, faszinierend und einfach so gut. Seine Sprache fließt wie sein Tanzen. Ein Mensch, mit dem ich verdammt viel gemeinsam habe. Mehr als ich dachte. Als ich im Bootshaus zu ihm kam und jammerte, was für ein kapputter Mensch ich wär, meinte er ganz väterlich: "Typen, wie wir sind aber dafür extrem sympatisch."
Ansonsten waren noch viele Bonner und Kölner Atzen dabei. Ich lernte ein unheimlich süße Pferdewirtin kennen und schenkte ihr die Aka Aka Tasche, die ich unter den Tanzenden gefangen hatte.
Alles in allem eine wahnsinnig intensive Zeit. Natürlich auch Downs, wo ich angepisst auf irgendeinem Sofa, von irgendeinem Typen gesessen habe. Dann kam Vodka. Und dann kam Glück. (Und dann kam Speed.)
"Das Adjektiv ist geil!"

Jetzt sitze ich in einem anderen Vorort von Heidelberg bei meiner Schwester. Meiner Nichte. Meiner Großnichte. Die kleine Indianerin ist echt ein so süßes Kind. Als ich gestern völlig fertig eintrudelte und seit mehr als 24 Stunden das erste mal wieder etwas aß, habe ich wohl ausgesehen wie eine angefaulte Pflaume. Da hilft auch kein Duschen mehr.
Morgen geht es in Allgäu auf einen geilen Gutshof. Mein Vater und seine Freundin Antje werden da sein. Mich erwarten. Mich pflegen. Mich belustigen. Mich weiterrollen.
Was nur könnte besser sein?



Donnerstag, 28. Juli 2011
Step one
Wie an Mutters Brust haengen wir an selbstgedrehten filterlosen Old Holborns und lassen uns von Heavy Wether aus dem guten alten Thorens davonwehen. Kaffe und Bier bilden die Worte, Schnaps den Punkt. Auf dem Tisch vor mir liegt Houellebecqs Elementarteilchen. "Wo lag die Wahrheit?"

Dieser Reise erster Schritt setzte sich in einen kleinen Vorort von Heidelberg zu einem alten Freund. Bassist, gewordener Vater und Zyniker. Die Mittagssonne brennt sich durch die ansonsten so schwuele Luft in die Gemueter und wir haengen in dem geilen Wintergarten.
Heute Abend werde ich mit anderen Freunden durch Heidelbergs Kneipenszene ziehen und morgen werde ich mich vollgepumt in einem Bonner Club wiederfinden. Vermutlich.
Die Zugfahrten sind gefuellt mit Poesie und schoenen Gedanken.
Solche Reisen sind das wahre Leben. Das Stillen der Rastloigkeit. Das Vergessen des Alltags.
Ein dicker Seufzer steckt in mir. Ich ziehe nocheinmal, lehne mich zurueck und lasse ihn raus.



Sonntag, 24. Juli 2011
The Wanderer
Running from and running off.
Mellow nights, sparkling skys,
thrown dice, major trice.
Beauty at the haugh.

Ways and roads ever free.
Air and time forgotten true.
Sun sunk in a feather sea.
I'm wondering, where I'm wandering to.



Mittwoch, 20. Juli 2011
Juggling Contact
Meine Tage verbringe ich in Parks mit Yoga, Gras, netten Leuten und meinem contact ball. Chriss ist einer der Australier, die ich auf der Fusion getroffen habe. Er ist sozusagen mein Tutor. Er wohnt bei mir umsonst und lehrt mich dafür zu jonglieren. Außerdem kocht er einfach mal wahnsinnig gut. Wie die Könige leben wir hier und ich habe meine Deutschlandreise um mindestens eine Woche verschoben.

Das Jonglieren an sich fasziniert mich und ich wundere mich, vorher noch nie damit in Kontakt getreten zu sein. Besonders contact juggling turnt mich an. Die Bewegung vom Ball in der an der Hand, am Arm, am Kopf und drum herum. Halt nein. Im Grunde ist es es nicht der Ball der sich um den Körper bewegt, sondern der Körper um den Ball. Das tut nicht nur meiner Attaxie gut, sondern auch meinem ganzen Ich. Anders ausgedrückt: Es ist die beste Therapie, die ich je hatte. Nicht nur physisch.
Aber auch clubs- stage- and poijuggling ist geil. Die Keulen werfen, drehen, fangen, in der Hand wenden, über die den Körper entlangwandern lassen, mit den Füßen heben und wieder zur Hand bringen. Die kleinen weichen, sich an die Hand anpassenden und doch festen Säckchen, die man gleichzeitig wirft und fängt und wieder wirft. Die in langen Socken steckenden Bean Balls, die man gleichmäßig um sich kreisen lässt, bis man sie, passend zur laufenden Musik, um sich wirft, fängt und die Kreisbewegung in verschiedensten Variationen und Kombinationen fortsetzt.
Ein Tanz. Ein Spaß. Eine Welt.
Eine Welt, die so neu und schön und rein ist. Alle sind so nett und cool.
Auf meiner Deutschlandreise werde ich vom 4. bis zum 10. August in München auf die Europe Juggling Convention gehen. Eine Woche tanzen, lachen, rauchen und jonglieren. Geil.

Ich stehe auf der Wiese und hebe geduldig zum tausendsten mal meinen orangenen contact ball auf. Dann sehe ich nur ein paar Meter entfernt Leute mit fünf Keulen jonglieren. Lange Pois um sich werfen. Um Bälle herumgleiten, wie um tauendes Eis.
Ich habe noch viel vor mir. Aber ich bin bereit. Dem nächsten scheiß Arzt, der mir sagt ich muss jeden Tag mindestens zehn Minuten Übungen machen, schmeiß ich meine Bean Balls in die Fresse.



Freitag, 15. Juli 2011
Coke to Cookies
Halb zwölf. Ich treffe Rico und Jody Oranienburger Straße. Eigentlich wollte ich ja nur mit Rico weg. Was solls. Jody ist krass aufgetakelt. Sieht fast aus wie eine Felixgängerin. Aber auch geil. Wir stürmen das King Size und ziehen erstmal. Ich verstehe gar nicht, was an dem Laden so toll sein soll, dass alle den so hypen. Nach Extasengetanze und zwei Wodka Energys entscheiden wir uns Cookies zu gehen. Heute kenn ich die Kasse. Heute ist free. Auf der Straße taumeln wir alle schon extrem. Ich piss an irgendeinen Eisstand und wir schreien alle den fast vollen Vollmond an. Coca Cocacobaaaaana!
Club. Klo. Nase. Auch wenn Rico die ganze Zeit von "gutem Zeug" labert, bin ich nicht überzeugt. Immerhin ist es noch der Fusionscheiß. Egal. Nächster Wodka E. Nächster. Nächster. Nächster! Die Musik knallt und wir knallen uns dazu. Irgendwie mache ich extrem mit Jody rum. Nicht gerade emotional. Aber hey, sogar der Stempel auf meinem Arm sagt "Ich bin dicht!" Viel Gelaber, viel Gesöff. Auf einmal sind wir auf der Straße. Lachen, feiern, schwanken, pissen, saufen, rauchen. Dann wieder rein. Das Gramm killen und Wodka. Ich kann mich kaum noch halten. Wo ist Bier? Ich weiß nicht wie lange ich tanze. Alles vergessen. Alles. Irgendwie ist Judy weg und ich mach mit Rico rum. Alter!? Egal. Heute ist alles egal.
Too many chicks on the Dancefloor. Alle sehen so geil aus. Alles sieht so geil aus. Zu wenig Koks. Oder zu viel? Meine taube Nase erholt sich. Was ist los? Saufen! Jody ist glaub ich mit irgendeiner Touristin auf dem Klo verschwunden. Ich krieg gar nichts mehr mit. Rico und ich dancen mit einer Geilen. Novamäßig. Ich mache mit irgendeinem anderen Mädchen rum. Zwein, dreien oder noch mehr? Keine Ahnung. Die Nacht hat etwas geheimnissvolles in ihrer Extase. Das spür ich doch von weitem und ich fange an irgendwelche Leute damit vollzulabern.
Dann sind irgendwie alle weg. Ist Rico echt noch mit der einen ins Golden Gate? Egal. Der Dancefloor ist wie ausgestorben. Ich dance alleine rum, bis ich umkippe und hol mir noch ein Bier. Geil.
Dann aus dem Club stolpern, hinfallen, in die falsche Richtung laufen, Lachflash bekommen und irgendwann irgendwie zu Hause sein. Zeit ist egal. Das Leben ist geil. Ich fall ins Bett und schlafe ein paar Stunden zum Beat in meinem Kopf.



Dienstag, 12. Juli 2011
SoulDrug
Verlieben ist schon krass ey. Wie es einen packt und mit sich schleift, weil man es nicht geschafft hat, sich richtig festzuhalten. Es gibt ja auch nicht mal wirkliche Regeln. Da bin ich mit MDMA auf der sichereren Seite.
Ich lieg hier jetzt echt auf meinem Sofa, nach einer völlig schlaflosen Nacht und schiebe krasse Downs. Und das nur weil dieses Mädchen sich nicht meldet?! Ja verdammt. Alles hätte so schön und romantisch sein können. Alles war auch so schön und romantisch. Was ist denn los hier?! Ok, ich komm wieder runter. Gestern bin ich auf dieses Gefühl noch so extrem abgegangen. Völlig beseelt sitz ich auf meinem Fahrrad, komme vom Holmes Place, denke wie ein Bekloppter an dieses Mädchen und fange an eine Melodie zu summen. Auf halbem Weg komme ich dann durch mehrere Umwege auf den Namen des Liedes und singe lautstark mitten auf der Friedrichsstraße sowohl Textbruchteile, als auch das Keyboard. "Dancing in the Moonlight, everbody is feeling warm and bright!" wie so ein völlig straller Vormittagssäufer. Dann schreibe ich doch tatsächlich ein ellenlanges Gedicht auf englisch. Immerweiter steigere ich mich darein, bis ich ihr eine E-Mailschreibe, in der ich das Gedicht erwähne und anfange Panik zu schieben. "War das zu viel?", "Zu aufdringlich?". Sie "will" sich melden und ich hänge jetzt hier wie ein absoluter Junky und warte auf ihre SMS, wie er auf seinen Ticker. Andere Drogen will ich jetzt auch nicht nehmen. Zu aufgeregt. Ich lache mich selber aus, für diesen ganzen Wahnsinn. Sie ist so süß, gute anderthalb Jahre älter und hat mich an sich schon zu sich nach Warschau eingeladen, wo sie Mathe studiert. Wahrscheinlich sollte ich echt einfach lockerlassen. Wird schon. Hoffentlich.
So endlich kann ich das alles mal rauslassen.



Samstag, 9. Juli 2011
All is pretty
Manchmal laufe ich durch die Straßen und vergesse alle Probleme. Manchmal genieße ich den Augenblick und weine. Das Glück ergreift mich mit Sanftheit und ich weiß, alles kann alles nur noch besser werden.
Die Sonne strahlt und ich strahle. Oder es ist auch nur das Laternen- Lädenlichterleuchten. Ich gucke mir Kunst an. Menschen. Ich trinke etwas. Ich summe mir festgewachsene Melodien vor mich hin. Ich denke an Mädchen. Ich denke an Freunde. An das Leben. Die Zukunft. Alles glitzert.
Ich trinke ein Bier und fühle mich so vollkommen. Mein Handy klingelt und ich lasse es klingeln. Ich rede mit fremden Leuten über unbedeutenes und gehe weiter meinen Weg.
Worte fügen sich puzzelartig in meinem Kopf zusammen. Manche verheddern sich, andere fliegen weiter. Es gehört alles dazu.

Schönheit ist überall da, wo wir sie wollen.
Nichts zu befürchten, zu bedauern.
Der Moment in dem wir sein sollen,
sollte alles überdauern.



Mittwoch, 6. Juli 2011
United States of Love
Heeeeey, ich liege und fliege. Es ist warm, Vögel zwitschern über meinem Kopf. Die Sonne presst lachend die Lieder auf meine Augen.
Bin ich zu Boden geschlagen worden, oder einfach umgekippt? Zugetraut hätt ich mir beides.
Egal, einfach den Moment genießen. Fragen wie wo und warum, können doch nicht so wichtig sein. Mir ist extrem warm. Ich bekomme ein fettes Dauergrinsen und versuche was zu sagen. Das Wort nimmt Rundungen an und breitet sich sanft in meinem Körper aus: „Goooiiiieel!“ Techhouse klingt in meinen Ohren und gibt mir eine Art Anschluss an die Welt. Jeder Atemzug ist wie ein Flug. Ich höre Leute von der Ferne unwichtige Sachen bereden und freue mich, nicht an den Gesprächen teilnehmen zu müssen.
Da wird mein Arm gepackt und ich werde ruckartig hochgezogen. Sofort wieder am Tanzen. Ich befinde mich auf einer Wiese mit hundert anderen. Oldschool Techno wird auf der Bühne aufgelegt. Keins der Gesichter kommt mir bekannt vor.
Ahh, ich liebe es.